Straßburg

Das Münster
Die meisten Besucher zieht es mit Sicherheit zuerst einmal zum Münster Unserer Lieben Frau – oder französisch eben Notre Dame genannt. Der heutige Bau steht an einem ehemals heidnischen Kultplatz aus keltischer Zeit, an dem die Römer dann einen Herkulestempel errichteten. Im 4. Jh. baute man die erste christliche Kirche, im 9. dann die erste Kathedrale. Bischof Werinher von Habsburg begann 1015 mit einem mächtigen romanischen Neubau, der der Mainzer Dom ähnlich gewesen sein könnte. An ihren Grundmauern orientieren sich die heutigen Dimensionen. Die Krypta ist bis heute erhalten geblieben. Kaum ein anderes Bauwerk spiegelt die Auseinandersetzung deutscher Romanik mit französischer Gotik wider. Der Turm mit 142 Metern Höhe war lange Zeit das höchste Bauwerk der Erde. Der Westbau, verkörpert auf das äußerste zugespitzt was Gotik sein will und ist; die Verwandlung der Schwerkraft des Steines in himmelwärts strebende Bewegung. Wie von einer steinernen Harfe sind die Turmuntergeschosse mit filigranem Maß- und Stabwerk übersponnen. Die Portale des Westbaus präsentieren oberrheinischen Skulpturenschmuck höchster Qualität. Im rechten Portal das Gleichnis der klugen und törichten Jungfrauen, im linken die über die Laster siegenden Tugenden. Das südliche Doppelportal ist das älteste des Münsters, beachtenswert die seitlichen Standbilder von Synagoge uns Ecclesia.
Im Inneren fallen zuerst die kostbaren Glasfenster auf, deren früheste noch aus dem alten Münster stammen. Das Orgelgehäuse beinhaltet eine Silbermann-Orgel. Die Steinkanzel wurde Ende des 15. Jh. für den Münsterprediger Geiler von Kaysersberg geschaffen. Im südlichen Raumteil zieht der Engelspfeiler mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts alle Blicke auf sich. Nicht minder interessant die astronomische Uhr in ihrem Renaissancegehäuse. Zur Mittagszeit ziehen die zwölf Apostel an Christus vorbei während ein Hahn dreimal kräht.
Der Münsterturm kann – meist nur bis zur Höhe der Plattform in 66 Metern Höhe – bestiegen werden. Bei klarem Wetter überaus lohnend, reicht doch der Blick über die gesamte oberrheinische Tiefebene bis zum Schwarzwald, zum Kaiserstuhl, zu den Vogesen und bei hellsichtigem Wetter sogar bis zur Alpenkette.

Im Schatten des Münsters

Der Südseite gegenüber liegt das Schloß Rohan, das im 18. Jh. den Bischöfen und Stellvertretern der französischen Könige diente. Heute befinden sich die Kunstbibliothek, das Archäologische Museum, das Kupferstichkabinett und das Kunstgewerbemuseum in seinen Räumen. Rechts daneben befand sich seit dem 14. Jh. die Münsterbauhütte, heute Museum (Musée de l’Oeuvre Notre-Dame) mit den zusammengetragenen Kostbarkeiten des Münsters.

An der Nordseite des Münsters Befindet sich Straßburgs reichster Fachwerkbau, das 1589 errichtete Maison Kammerzell.

Entlang der Ill

Die Ill umfließt die Straßburger Innenstadt in zwei Armen und macht so den Stadtkern gleich einer Insel. Von der Rabenbrücke warf man im Mittelalter Frauen, die ihr Kind ausgesetzt hatten, in einen Sack genäht in die Ill. Hier ist auch das Elsässische Museum zu finden. Die Große Metzig ist der ehemalige Schlachthof, im Hof ein schöner gotischer Brunnen. Heute befindet sich das Historische Museum darin. Im ehemaligen Kaufhaus aus dem Jahr 1358 ist nun die Kunsthalle.

St. Thomas
Die Anfänge der Stiftskirche gehen auf karolingische Zeit zurück, Bischof Andeloch (786-823) weihte sie dem Apostel Thomas. In deh heute fünfschiffigen Hallenkirche befindet sich auch der Sarkophag des Bischofs mit einem Deckel aus der Zeit. St. Thomas ist nach dem Münster die bedeutendste Straßburger Kirche.

Petite France – Klein Frankreich
Der malerischste Stadtteil des alten Straßburg ist das alte Geberviertel – Petite France – genannt. Hier verzweigt sich die Ill mehrfach und wird von mehreren Brücken überspannt. Die gedeckten brücken, in Wahrheit nur eine, hat militärische Bedeutung und gehört wie die Wachtürme längs der Brücke zur gotischen Stadtbefestigung. Später wurden unter Festungsbaumeister Vauban noch weitere Bastionen errichtet. Eine kasemattenartige Bogenbrücke ist Teil einer Schleuse, die bei Gefahr geöffnet werden konnte und die Stadtgräben füllen konnte.
Hier befindet sich auch die Kirche Alt-St. Peter – St. Pierre-le-Vieux. Sie ist halb protestantisch und halb katholisch.

Zurück ins Zentrum
Der nach dem Straßburger General Kleber, der unter Napoleon in Ägypten kämpfte, genannte Platz, schließt an der Nordseite mit der ehemaligen Hauptwache, Aubette ab. An der Place Broglie ist die Oper mit ihrer klassizistische Säulenfront. Der Hanauer Hof ist heute das Rathaus und im Zweibrücker Hof – heute Militärbehörde – wurde 1788 König Ludwig I. von Bayern geboren.

Jung-St. Peter

Auch die Anfänge dieser Kirche weisen in frühchristliche Zeit zurück. 1030 erbaut, der Chor 1050 von Papst Leo IX. geweiht. Die heute vierschiffige gotische Pfeilerbasilika weist schöne Details auf. Das Sterngewölbe in der Trinitatiskapelle und einen hochgotischen Lettner. Der Kreuzgang ist aus dem 11. Jh. Interessant ein Hypogäum, ein rechteckiger Kellerraum unter dem südlichen Seitenschiff. Hier befindet sich ein in menschlicher Form ausgehöhltes Grab. Auf der Silbermann-Orgel hat eine Schallplattenfirma einen wesentlichen Teil von Bachs Orgelwerk aufgenommen.

Die Neustadt
Monumentale Bauten gruppieren sich um das weiträumige Rondell der Place de la Republique. Darunter die Residenz für den deutschen Kaiser, heute das Palais du Rhin, wo die Verwaltung der Wasserstraße ihren Sitz hat.
Wenn man sich nun weiter nach Osten wendet, erreicht man die Orangerie und das Palais des Europarates.