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Auxerre

Einen überwältigenden Anblick bietet sich dem Betrachter vom rechten Ufer des Yonne aus. Das Stadtpanorama, das selbst in Frankreich seinesgleichen sucht, bietet gleich drei gotische Kirchen auf einen Blick, die spätgotische Pfarrkirche St-Pierre, die vormalige Abteikirche St-Germain und dazwischen als Krone die hochgotische Kathedrale St-Etienne.

Der Canal du Nivernais und die Yonne als Transportweg im 19. Jh. bedeutungslos geworden sind mittlerweile ein Eldorado für Erholungssuchende am und auf dem Wasser geworden.

Der Grundstein zur Kathedrale St-Etienne wurde 1215 gelegt, die abschließenden Arbeiten an den Westteilen zogen sich bis ins 16. Jh. Von der vorgesehenen Zweiturmfassade wurde nur der Nordturm hochgezogen. Ein Teil des reichen Figurenschmucks des Westfassade fiel der Zerstörungswut der Revolution zum Opfer. Das künstlerisch bedeutendste Portal ist das rechte Seitenportal, auch Taufportal genannt, mit Skulpturen um das Jahr 1260. Das Tympanon des Hauptohrtals zeigt das Weltgericht. Man sollte die Kirche auch über die Westportale betreten, um die Wirkung des Raumes auf sich wirken zu lassen. Dieses Erlebnis gehört zu den großen Eindrücken, die uns das burgundische Mittelalter heute noch vermittelt. Der Innenraum zeigt alle Stilmerkmale der Hochgotik. Dreigeschossiger Aufriss, basilikaler Grundriss, Chor mit Umgang. Der Chor verdient wegen seiner Fenster besondere Beachtung, 15 große Lanzettfenster zeigen etwa 350 Einzelszenen aus der Bibel und den Viten der Heiligen. Die Krypta gehört zu einem Vorgängerbau aus dem 12. Jh. Der Kirchenschatz zeigt Emailarbeiten aus Limoges.

Die ehemalige Abteikirche St-Germain veranschaulicht alle Epochen des Mittelalters, Karolingerzeit, Romanik und Gotik. Im 6. Jh. von Königin Chlothilde gegründet, war St-Germain eine der bedeutendsten Abteien im fränkischen Reich. In der Blütezeit bevölkerten über 600 Mönche das Kloster, das sich besonders als Unterrichtsstätte hervortat. In der Revolution wurde die Abtei aufgehoben, Teile wurden abgerissen. Es klafft nun ein Loch zwischen dem verbliebenen Kirchturm und der Kirche. Nachdem man an der Museumskasse eine Eintrittskarte gelöst hat, gelangt man durch den Kreuzgang in die gotische Kirche. Erhalten sind Chor, Querhaus und ein Teil des Langhauses. Besonders sehenswert die Chorscheitelkapelle, die weit nach Osten ragt. Die Krypta aus dem 9. Jh. ist einer der besterhaltenen Baukomplexe karolingischer Zeit in ganz Frankreich. Die Fresken nehmen einen außerordentlichen Rang in der französischen Kunst ein, sie gelten als die besterhaltenen Wandmalereien ihrer Zeit.

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Der älteste Teil der Kirche St-Pierre ist ihr Glockenturm, 1536-57 errichtet. Da war sie schon keine Klosterkirche mehr, sondern Pfarrkirche. Die Fassade, der von St-Michel in Dijon verwandt, wird von der Formen des Renaissancezeit und des style classique dominiert, während der Chor mit einem Kranz von sieben Kapellen noch den Geist der späten Gotik atmet.

Nicht nur die Kirchen sind in Auxerre sehenswert, auch die Altstadt bietet ein Ensemble an gut erhaltenen und sehenswerten Bauten aus dem Spätmittelalter und der Renaissance. Die Tour de l´Horloge, der Uhrturm bildet den Mittelpunkt der geschäftigen Innenstadt.