Bozen/Bolzano

Die Stadt Bozen, die größte in Südtirol, scheint aus zwei Teilen zu bestehen, der Altstadt, mit ihren verwinkelten Gassen und Laubengängen und jenseits des Flusses Talfer aus dem Neuen Bozen oder Nuova Bolzano. Letzterer Teil zur Zeit des Faschismus gebaut ist von breiten, geraden Straßen geprägt und streng gegliedert.

Die Stadt liegt in einem breiten Talkessel, in dem sich die Flüsse Etsch, Eisack und Talfer vereinigen, im Norden von hohen Bergen gegen kalte Winde geschützt, im Süden öffnet sich der Kessel ins Etschtal und lässt der warmen Luft freien Lauf.

Bereits im Jahr 15 v. Chr. errichteten die Römer auf ihrem Eroberungsfeldzug nach Norden hier eine Militärstation ein, hier teilte sich die römische Handelsstraße Via Claudia Augusta in zwei Stränge, über den Reschenpass und den Brenner. Später legten sie das Castellum Bauzanum an.

Als Stadtgründer gilt Bischof Ulrich II. aus Trient. Um den wichtigen Nor-Süd-Weg zu sichern erhielt er das Gebiet vom deutschen Kaiser als Lehen. Später verloren die Bischöfe ihre Macht an die Grafen von Tirol.

Mit der Industrialisierung, dem Bau der Eisenbahn und dem aufstrebenden Alpentourismus erhielt Bozen als wichtiger Handelspunkt weiter Auftrieb. Einen wichtigen Einschnitt in der Geschichte stellt die Zeit des Faschismus dar. Nachdem Südtirol nach dem Ersten Weltkrieg an Italien fiel, veränderte sich die Bevölkerungsstruktur völlig. Aus der Kleinstadt von 28.000 Einwohnern wurde ein bedeutnder Industriestandort mit mehr als dem Doppelten an Einwohnern. Durch den übermäßigen Zuzug von Arbeitern aus anderen Teilen Italiens überwog die italienischsprachige Bevölkerung. Heute gilt die Stadt als Zentrum Südtirols, 72% der Einwohner gehören der italienischn Sprachgruppe an.

Die Altstadt ist recht überschaubar und lässt sich gut zu Fuß erkunden. Direkt am Waltherplatz, der seinen Namen vom Minnesänger Walther von der Vogelweide hat, und dem dort ein Denkmal gesetzt wurde, steht die Dompfarrkirche. Mit 62 m Höhe überragt deren Turm die gesamte Altstadt. Für einen Dom hat der Bau eher bescheidene Ausmaße. Auf den Grundmauern des Vorgängerbaus wurde er im 13. und 14. Jh. errichtet. Leider wurde von der Innenausstattung im Zeiten Weltkrieg viel zerstört, einige Wandfresken und eine gotische Kanzel sind erhalten. Das Dommuseum befindet sich in der alten Propstei, Pfarrplatz 27.

Typisch für die Altstadt sind die Laubengänge, die seit mehr als 900 Jahren Schatten und Schutz vor Regen spenden. Im frühbarocken Merkantilpalast befindet sich heute das Museum der Stadt Bozen. Sehenswert das 1272 gegründete Dominikanerkloster. Auch hier gingen viele Kunstschätze verloren, jedoch sind in der Johanneskapelle noch Fresken aus dem 14. Jh. zu finden. Ebenfalls mit Wandmalereien verziert der Kreuzgang des Klosters.

Vorbei an der Universität gelangt man zum Museion, dem Museum für Moderne Kunst, 2008 Eröffnet. Es soll eine Verbindung zwischen dem alten und neuen Bozen schaffen. Im Südtiroler Archäologiemuseum, nicht weit vom Museion ertfernt, wird die Gletscherleiche „Ötzi“ zur Schau gestellt. Einen Umweg wert ist das Schloß Maretsch in schönen Weinfeldern gelegen. Die fünftürmige Burganlage aus dem späten 12. Jh. erhielt ihr heutiges Aussehen im 16. Jh. und dient heute als Tagungshaus.

Das Franziskanerkloster beherbergt einen prächtigen Flügelalter des Brixner Meisters Hans Klocher aus dem Jahr 1500. Ebenfalls der Kreuzgang zieht Kunstliebhaber an.